Taubblindheit ist mehr als eine Kombination von Hör- und Sehbeeinträchtigungen. Betroffene leiden an kombinierten Hör- und Sehverlusten in unterschiedlichem Umfang. Die Auswirkungen dieser beiden Sinnesbehinderungen haben weitreichende Folgen für das Leben der Betroffenen.
Um taubblinden Menschen aktive Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen findet derzeit in Linz, finanziert von der Sozialabteilung des Landes OÖ, eine Ausbildung zum Taubblinden-Dolmetscher statt. Nun hat der Landesverband der Gehörlosenvereine in OÖ als Interessensvertretung gehörloser und taubblinder Menschen in Oberösterreich im Rahmen dieser Ausbildung erstmals ein Camp für taubblinde Menschen organisiert. In Amerika sind derartige Camps schon lange etabliert. Aus diesem Grund wurden zur Unterstützung anerkannte Expertinnen und Experten aus Amerika eingeladen, um mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zum Gelingen des Camps beizutragen. Unter ihnen war auch der Unternehmer Anyndia Bhattacharyya, von allen Bapin genannt, ein taubblinder Experte vom Helen Keller National Center in Sands Point, New York.
„Like everyone else, deaf-blind people also have dreams to achieve successful lives and education. Many people assume that, without sight or hearing, deaf-blind people could not lead "normal" lives. We need to remember that no one has a "normal" life or can ever go through anything without struggles.“ (Anyndia „Bapin“ Bhattacharyya)
Das Camp fand am letzten Wochenende im Juni statt und insgesamt hatten sich 11 taubblinde Menschen angemeldet. Jede/r CampteilnehmerIn bekam erstmals je nach persönlichen Bedürfnissen für den gesamten Aufenthalt eine angepasste Assistenz und eine/n eigene/n DolmetscherIn, um allen eine barrierefreie Teilnahme zu ermöglichen. Sämtliche MitarbeiterInnen, AssistentInnen und DolmetscherInnen waren ehrenamtlich tätig und auch das Jugendgästehaus als Austragungsort und der Tourismusverband St. Gilgen kamen der Camporganisation sehr entgegen. Die zusätzlich entstanden Kosten wurden großteils durch großzügige Spenden, insbesondere vom Rotary Clubs Wilhering, gedeckt.
Am Samstag folgte ein straffes Programm, das gleich in der Früh mit dem Abtasten der Gondeln startete, mit welchen im Anschluss das Zwölferhorn erklommen wurde. Am Berg wurden CampteilnehmerInnen und Herr Klaus Patzak, Landesverbandsleiter der Gehörlosenvereine in Österreich, zur Situation taubblinder Menschen in Österreich interviewt. Oben wurde noch ein Stück bis zum Gipfelkreuz gewandert, bevor es wieder in das Tal ging. Am Nachmittag lag der Schwerpunkt auf Empowerment. Bapin erzählte aus seinem eigenen Leben und hatte hierfür auch viele technische Hilfsmittel von Amerika mit nach Österreich genommen, welche er als Unternehmer vertreibt. Die taubblinden CampteilnehmerInnen konnten sich direkt vor Ort ein Bild davon machen und einige nützliche Apparate, wie etwa vibrierende Wecker und Uhren oder spezielle Tragegurte, wurde auch gleich bestellt. Der Abend verlief gesellig und klang mit verschiedenen Spielen aus.
Der dritte und letzte Tag wurde sowohl für Workshops zum Thema Orientierung und Technik als auch für ein Resümee und Feedback genutzt.
Weiterführende Links zum Thema Taubblindheit
www.oehtb.at
www.bapin.info
www.bapingrouponline.com
