Neben dem Abbau von objektiven, sichtbaren Barrieren, setzen die LINZ AG LINIEN einen verstärkten Schwerpunkt auf den Abbau von Barrieren im Kopf. Denn nur durch ein besseres Verständnis für die Welt des anderen können auch Hemmschwellen und zwischenmenschliche Barrieren auf beiden Seiten abgebaut werden – sowohl bei den Fahrern als auch bei den Fahrgästen mit Behinderungen. Ziel ist es, mehr Rücksichtnahme und ein besseres Miteinander im öffentlichen Verkehr zu erreichen. Dazu haben die LINZ AG LINIEN gemeinsam mit ÖZIV – Interessenvertretung für Menschen mit Behinderungen - im Herbst 2014 ein großes Projekt gestartet, bei dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fahrdienstes durch spezielle Trainings und Übungen für den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen sensibilisiert wurden.
„Unser Ziel muss es sein, allen Fahrgästen einen Zugang zum öffentlichen Verkehr in Linz zu ermöglichen. In den letzten Jahren haben die LINZ AG LINIEN zahlreiche technische und bauliche Maßnahmen gesetzt, um bestehende Barrieren abzubauen. Doch für eine umfassende Barrierefreiheit braucht es mehr. Darum haben wir mit dem Projekt ‚Mobilität für alle‘, also dem Abbau von Barrieren im Kopf, den Fokus gezielt auf die zwischenmenschliche Ebene gerichtet. Unser Fahrpersonal ist so noch besser auf die Herausforderungen im Arbeitsalltag vorbereitet und für den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen besonders sensibilisiert“, ist LINZ AG Vorstandsdirektorin Dr. Jutta Rinner vom Erfolg des Projekte überzeugt.
Beim Begriff Barrierefreiheit denken die meisten Menschen zuerst an RollstuhlbenutzerInnen und dann an Rampen und Lifte. Umfassende Barrierefreiheit bedeutet aber wesentlich mehr, als die Bus- und Straßenbahnflotte auf die Anforderungen von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen umzurüsten: Es geht zum einen um die Berücksichtigung aller Behinderungsformen, also auch um Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung, um Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit psychischen Problemen. Und es geht andererseits nicht nur um die Beseitigung baulicher Barrieren, sondern auch um den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen.
Die MitarbeiterInnen des Fahrbetriebes der LINZ AG LINIEN befördern jährlich fast 107 Millionen Fahrgäste. Darunter sind natürlich auch Menschen mit Behinderungen bzw. körperlichen Beeinträchtigungen. Um das Fahrpersonal auf diese Situationen vorzubereiten und so den Bedürfnissen von Fahrgästen mit Behinderungen bzw. Mobilitätseinschränkungen bestmöglich gerecht werden zu können, haben die LINZ AG LINIEN gemeinsam mit dem ÖZIV ein spezielles Schulungs- und Trainingsprogramm für die Mitarbeiter des Fahrbetriebs entwickelt und durchgeführt.
Notwendig werden solche Schulungen und Trainings deshalb, weil die wenigsten Menschen Kontakt mit Personen mit Behinderungen haben und aufgrund des „Andersseins“ häufig Ängste und Vorurteile anzutreffen sind. „Barrierefreiheit beginnt im Kopf und dazu tragen die Sensibilisierungstrainings des ÖZIV wesentlich bei“, so Dr. Klaus Voget, selbst Rollstuhlbenutzer und Präsident des ÖZIV.
In Zusammenarbeit mit ÖZIV wurden seit September 2014 bis Ende April diesen Jahres 420 Fahrdienst-MitarbeiterInnen der LINZ AG LINIEN in insgesamt 24 Trainings für den richtigen Umgang mit Fahrgästen mit Behinderungen und Mobilitätseinschränkungen ausgebildet.
Im Rahmen der Ausbildung konnten vor allem vorhandene Hemmschwellen auf zwischenmenschlicher Ebene abgebaut werden. So wurden die Fahrer der LINZ AG LINIEN in speziellen Trainings und Übungen mit den Herausforderungen von Fahrgästen mit Behinderungen vertraut gemacht. Dazu gehörte es u.a. auch, sich selbst einmal in einen Rollstuhl zu setzen oder sich mit einem Blindenstock fortzubewegen. Dieser Perspektivenwechsel ermöglicht durch selbst gemachte Erfahrungen ein besseres Verständnis für die Anforderungen von Fahrgästen mit Behinderungen bzw. Mobilitätseinschränkungen und fördert dadurch ein besseres, respektvolles Miteinander aller Beteiligten.
Einer der Trainer war der Rollstuhlbenutzer und Journalist Mag. Manfred Fischer, der auch Fachbeirat im ÖZIV ist: „Es war mir bei den Trainings besonders wichtig, dass die Bus- und Straßenbahnfahrer sich einmal selbst in einen Rollstuhl setzen und so das Leben aus einer anderen Perspektive sehen. Sie erleben dann die Schwierigkeiten, die sich für Menschen im Rollstuhl ergeben, wie Gehsteigkanten oder Steigungen.“
