In den letzten Jahren gab es im Bereich der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen wesentliche Änderungen für Betriebe. Der erhöhte Kündigungsschutz wurde gelockert und die Ausgleichstaxe, insbesondere bei größeren Betrieben, erhöht. Durch die gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen müssen sich Betriebe vermehrt mit der Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden auseinandersetzen.
Nach der Mikrozensus Erhebung haben derzeit 20 % aller Österreicher*innen eine Behinderung von Geburt an oder im Laufe ihres Lebens durch Krankheit oder Unfall erworben. Im Berufsalltag geht es vor allem darum, wie die Fähigkeiten einer Person mit den Anforderungen eines Arbeitsplatzes in Übereinstimmung gebracht werden können.
Um Betriebe konkret bei der Integration von Menschen mit Behinderungen zu unterstützen, wurde das Kooperationsprojekt Chance² von AMS und Sozialministeriumservice initiiert. Das Projekt läuft nun schon einige Jahre. Mittlerweile gibt es zahlreiche Erfolgsstories, wie auch folgende aus Ried im Traunkreis.
Die TRAUNKREIS VET CLINIC ist ein wachsender Betrieb mit sieben Standorten in Oberösterreich. Frau Neumüller wandte sich an Frau Haslinger (AMS Kirchdorf), um eine Hilfskraft für die Zentrale in Ried/Traunkreis und den neuen Standort in Sattledt zu finden. Der Familienbetrieb war dem Thema Behinderung gegenüber aufgeschlossen, daher wurde das Betriebsservice eingeschaltet.
Frau Haslinger organisierte einen gemeinsamen Termin mit Frau Stadler (Betriebsservice) in der Tierklinik. Dabei wurden alle rechtlichen Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten für den Betrieb abgeklärt. Unter der Koordination des Betriebsservice wurde bei der Vor-Ort-Besichtigung ein Stellenprofil aufgenommen, das dann einerseits im AMS geschaltet und andererseits an die Arbeitsassistenzen versendet wurde.
Frau Haslinger:
Ich freue mich und bedanke mich ganz herzlich bei der TRAUNKREIS VET CLINIC für die Aufgeschlossenheit und auch bei Frau Stadler dafür, dass wieder ein Mensch mit Einschränkung - wie in diesem Fall Frau Nagler - eine Chance erhalten hat.
Ich wünsche mir viele weitere Betriebe, die mit uns neue Wege bei der Personalplanung gehen wollen und so auch von den speziellen Kenntnissen beeinträchtigter Menschen profitieren können.
Auf Basis des Profils, das auf behinderungsspezifische Merkmale eingeht, konnte seitens AMS und Betriebsservice eine Vorauswahl für den Betrieb übernommen werden. Frau Dr. Glück-Ragnarsson und Frau Neumüller haben dann drei potentielle BewerberInnen zum persönlichen Gespräch eingeladen. Das Vorstellungsgespräch mit Frau Nagler verlief sehr gut, sodass sich der Betrieb für eine Arbeitserprobung entschied. Frau Nagler konnte in diesen Tagen durch ihr Engagement und ihre Kompetenz die Verantwortlichen und die KollegInnen überzeugen und so einigte man sich auf ein fixes Dienstverhältnis.
Frau Neumüller:
Es gibt immer Arbeit für Menschen mit Behinderungen. Anfangs brauchten wir etwas mehr Zeit, dies ist allerdings schnell vergessen bei der Herzlichkeit und Fröhlichkeit, die Frau Nagler mitbringt.
Durch die gute Zusammenarbeit mit dem AMS, dem Betriebsservice und der Arbeitsassistenz konnten alle wesentlichen Formalitäten und Förderungen auf den Weg gebracht werden.